Esse est percipi - dies Motto stammt von dem englisch-irischen Philosophen George Berkeley.

Esse est percipi

Definition

Esse est percipi – dies Motto stammt von dem englisch-irischen Philosophen George Berkeley (1685-1753), der den Materie-Begriff einer radikalen Kritik unterzog. Esse bedeutet da sein, existieren. Percipi ist die Passivform von percipere (wahrnehmen) und bedeutet: wahrgenommen werden. Wörtlich aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt bedeutet der Ausspruch Berkeleys: Existieren heißt, wahrgenommen werden.

Interpretation

Gegenstände kann es nur für ein Gegenüber geben. Was gegeben ist, muss vernommen werden. Was sich einem Beobachter präsentiert, muss ihm präsent sein; und diese Präsenz ist sein Dasein. Ein Ding, das sich selbst vorstellt und kundtut, indem es sich wahrnehmen lässt, kann nie anders denn als “Vorstellung” oder Objekt der Wahrnehmung bekannt sein. Ihm eine andere, zweite, zusätzliche sog. materielle Existenz zuzusprechen, ist sinnlos, willkürlich und nichtssagend.

Das Dasein der Dinge hat keine andere Ursache als ihre Präsenz im Geiste Gottes. Die göttliche Wahrnehmung ist der Garant ihrer Realität, die menschliche vollzieht nur nach, was gegeben ist. Eine Existenz der Dinge unabhängig von ihrem percipi anzunehmen, führt laut Berkeley zu heillosen Widersprüchen. Fällt Gott als universelles Gegenüber aus, verheddert sich das Denken in der absurden Behauptung, es gebe Gegenstände an sich, sog. materielle Substrate, die unabhängig von aller Wahrnehmung da sein sollen. Was aber niemand wahrnimmt, ist unvorstellbar.

Ein Gegenstand, der nicht auf sich hinweist und dessen Hinweise nirgendwo ankommen oder aufgenommen werden ( = percipi ), ist gar keiner. Nichts kann über ihn ausgesagt werden, weder was er sei noch dass er sei. Er wäre von einer Non-Entität nicht verschieden. Existieren heißt: sich aus dem Nichts heraus- und in die Wahrnehmung eines Gegenübers hineinbegeben.

Ein Gedanke zu „Esse est percipi

  1. Spears

    Was real existiert, zeichnet sich dadurch aus, dass es auf seine Umgebung einwirkt. Es muss Wirkungen im Umfeld erzielen, andere ändern können.
    Seine Präsenz im Geiste Gottes muss also mehr als nur eine “Vorstellung” oder Idee, sondern etwas Tätiges sein. Das wäre nur dann der Fall, wenn alles, was Gott sieht oder denkt oder sich vorstellt, gewürdigt wird, an seiner Allmacht teilzunehmen und selber etwas bei anderen bewirken zu können. Das ist der Fehler im Denken Berkeleys, dass er den Ideen keine Teilhabe am Wirken des Schöpfers zugesteht, sondern sie für genauso passiv wie die sog. Materie hält.

    Antworten

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>